Traumatherapie

Was versteht man unter Trauma?

Das Wort Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Verletzung/Wunde.

Mit Trauma ist allerdings nicht ein bestimmtes Ereignis gemeint, sondern die körperlichen und psychischen Auswirkungen des Ereignisses.

Traumatisierende Ereignisse sind laut WHO Definition:

"von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit einem katastrophalen Ausmaß, das bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde"
Grafik symbolisiert Wirkung von Trauma auf das Gehirn

Zu einem Trauma kann es kommen, wenn (simpel ausgedrückt):

Wenn uns nach dem Ereignis adäquate Zeit und Raum, Schutz und Ressourcen sowie Erlaubnis zur Verarbeitung zur Verfügung stehen, können wir die meisten potentiell traumatisierenden Ereignisse gut und sicher bewältigen. Stehen uns hingegen diese Optionen nicht zur Verfügung, so bleibt die Erfahrung unverarbeitet in uns präsent.

Als Konsequenz daraus kann das autonome Nervensystem nicht mehr zu einem Gleichgewichtszustand zurückkehren, sondern verbleibt in einem Verteidigungszustand, der unbehandelt über Jahre anhalten kann.

Das ist das eigentliche Trauma: ein Zustand, bei dem man im aktivierten Verteidigungsmodus (Kampf-Flucht-Verhalten) feststeckt und mitunter sogar eine Traumafolgestörung entwickelt. Die Symptome, die dabei auftreten, sind von der Art des Traumas abhängig.




Welche Arten von Trauma gibt es?

Schocktrauma

Unter Schocktrauma versteht man die Konsequenzen aus einem einzelnen, plötzlich auftretenden, lebensbedrohlichen Ereignis (z.B. Verkehrsunfall, Terroranschlag, Vergewaltigung, Naturkatastrophe).

Wenn ein solches Ereignis die individuellen Bewältigungsstrategien einer Person weit überfordert, hinterlässt es tiefe Spuren in Gehirn und kann mit der Zeit zu einer klassischen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen.

Bei einer PTBS steckt das autonome Nervensystem in der Vergangenheit fest. Harmlose Reize in der Gegenwart, die auch nur entfernt an das traumatische Ereignis erinnern, werden als gefährlich missinterpretiert und triggern die unverarbeiteten Bilder, Geräusche, Gerüche, Gefühle oder Körperreaktionen von damals. Dies wiederum wird als Beweis dafür angesehen, das man immer noch in Gefahr, hilflos und ohnmächtig ist. Die Betroffenen fühlen sich im eigenen Körper nicht mehr sicher. Dieses Wiedererleben sowie ein Vermeidungsverhalten und eine allgemeine Übererregung des autonomen Nervensystems sind die Symptome der klassischen PTBS.

Komplexes Trauma bzw. Entwicklungstrauma

Für eine gesunde, normale Entwicklung benötigen Säuglinge und Kleinkinder in den ersten Lebensjahren liebevolle, zugängliche und vorallem sichere und berechenbare Bezugspersonen.

Ein Entwicklungstrauma kann entstehen, wenn ein Kind während seiner Entwicklung wiederholten bzw. lang andauernden, zwischenmenschlichen Traumatisierungen durch die Bindungspersonen ausgesetzt ist (z.B. körperlicher, sexueller oder emotionaler Missbrauch und/oder Vernachlässigung).

Dabei werden über einen längeren Zeitraum immer wieder extreme Stressreaktionen im Kind aktiviert, wodurch das Gehirn in der normalen Entwicklung gestört wird. Zugleich bleiben die Bedürfnisse des Kindes chronisch unbefriedigt, sodass es eine innere Leere erlebt. Es kann kein Selbstgefühl entwickeln und fühlt sich ständig unsicher, besonders im zwischenmenschlichen Kontakt.

Bei einem Entwicklungstrauma sind die Bezugspersonen, die eigentlich für die Sicherheit und Fürsorge des Kindes zuständig wären, gleichzeitig auch die Gefahrenquelle. Dies führt zu einem biologischen Paradox im Kind: sowohl das Bindungssystem (Annäherung, um Trost bzw. Schutz zu suchen) als auch das Verteidigungssystem (Distanzierung von der Bedrohung) werden gleichzeitig aktiviert und stellen das Kind vor ein unlösbares Dilemma mit gravierenden Konsequenzen.

Es kommt zur Entwicklung einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (cPTBS). Diese ist gekennzeichnet durch die drei Kernsymptome der PTBS (Wiedererleben, Vermeidung, Übererregung) und zusätzlich kommt es zu tiefgreifenden Problemen bei der Emotionsregulation, Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen und einem negativen Selbstbild.

Traumatherapie hilft

Ein Trauma kann zu massiven Gefühlen der Ohnmacht, Verzweiflung und Hilflosigkeit führen. Es beeinträchtigt unser Existenzgefühl und bringt uns immer wieder aus dem gegenwärtigen Moment.

Das Leid, die Überforderung und die Bewältigungsstrategien, die sich durch ein Trauma manifestieren, können dazu führen, dass wir uns im eigenen Körper nicht mehr sicher zuhause fühlen, weil wir die Traumafolgen vor allem als massiven körperlichen Stress (z.B. Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche, Druck in der Brust, Atemnot, Erstarrung etc) erleben.

Grafik symbolisiert Wirkung von Traumatherapie auf das Gehirn

Außerdem kommt es oftmals zu einer innerpsychischen Spaltung. Mögliche Beispiele wären:

All diese Strategien waren in der Vergangenheit lebensnotwendig, um unter den überfordernden Umständen weiterhin bestehen und handlungsfähig bleiben zu können. Leider zahlt man später einen hohen Preis dafür, denn:

Die Strategien, die uns damals am Leben gehalten haben, halten uns heute von einem erfüllten und selbstbestimmten Leben ab.

Ziele in der Traumatherapie

Einerseits geht es darum, ein inneres Gefühl der Sicherheit wiederherzustellen oder überhaupt erstmalig aufzubauen, um dadurch die Kapazität des autonomen Nervensystems zu erweitern, sodass unverarbeitetes Traumamaterial sicher verarbeitet werden kann.

Diesbezüglich arbeite ich in meiner Praxis mit dem Safe and Sound Protocol (SSP): eine nicht-invasive, musik-basierte Behandlung, die das autonome Nervensystem trainiert, um sich wieder sicher fühlen zu können.

Andererseits ist es wichtig, die beeinträchtigte Selbstbeziehung und die innere Spaltung zu adressieren, um mehr Selbstakzeptanz, Selbstmitgefühl sowie Verständnis für das eigene Verhalten und Empfinden zu entwickeln. Das ermöglicht mehr innere Ruhe und Zufriedenheit.

Hierfür nutze ich das Internal Family Systems Modell (IFS): eine psychotherapeutische Methode für die heilsame Arbeit mit inneren Anteilen und für einen wertschätzenden Umgang mit sich selbst.

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